Substitution

Unter Substitution versteht man die Behandlung opiatabhängiger Menschen mit legalen Ersatzstoffen. Die Behandlung hat zum Ziel Opiatkonsum zu reduzieren oder zu beenden, künftige Schäden durch den Konsum, sowie Straffälligkeit durch das Beschaffen von Drogen zu verhindern bzw. ihnen vorzubeugen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Dabei ist eine enge ärztliche Anbindung, Versorgung von Begleiterkrankungen sowie die Teilnahme an einer Psychosozialen Beratung neben der Ausgabe des Ersatzstoffs fester Bestandteil der Behandlung. Daher handelt es sich in der Regel um ein Interdisziplinäres Team, bestehend aus ÄrztInnen, ArzthelferInnen, ggf. SozialpädagogInnen, PsychiaterInnen, PsychologInnen etc. Um als ÄrztIn substituieren zu dürfen, braucht es eine fachliche Qualifikation. Alle PatientInnen, die behandelt werden, müssen außerdem im Substitutionsregister aufgeführt werden.
Eine Aufnahme in einer Substitutionsambulanz ist an bestimmte Anforderungen geknüpft und kommt für folgende Personen in Frage:

  • Es muss eine mindestens einjährige Opiatabhängigkeit vorliegen und alternative Behandlungsmöglichkeiten sollten ausgeschöpft bzw. aktuell nicht indiziert sein (z.B. eine Therapie). Für die Behandlung in einem Diamorphinprogramm muss ein überwiegender intravenöser Opiatkonsum von mindestens fünf Jahren gegeben sein.
  • Die Betroffenen müssen volljährig sein; bei der Diamorphin-Vergabe beträgt das Mindestalter 23.
  • Ein dauerhafter Beigebrauch anderer Substanzen soll möglichst eingestellt werden.
  • Bereitschaft zur täglichen Einnahme des Substituts unter Sicht in der behandelnden Praxis.

Psychosoziale Beratung & Begleitung

Unter Psychosozialer Beratung und Begleitung in der Substitutionsbehandlung sind regelmäßig stattfindende Gespräche mit einer SozialarbeiterIn zu verstehen. Betroffene erhalten Unterstützung und Informationen zu Themen aus den Bereichen Wohnen und Arbeiten, Möglichkeiten einer Therapie, Bewältigung von Krisen und persönlichen Problemen und können ggf. auch an weiterführende Stellen vermittelt werden, wenn der Bedarf vorhanden ist. (z.B. Schuldnerberatung, Schwangerschaftsberatung, Rechtsberatung etc.) Die PSB-Gespräche werden in der Substitutionspraxis oder in einer Beratungsstelle durchgeführt.

Substitute

Die verschiedenen Substitute wirken im Gehirn ähnlich wie illegale Opiate, sie belegen die Rezeptoren ganz oder teilweise. Ein Rezeptor ist ein Reizempfänger im Gehirn. Wird er durch einen Stoff belegt, führt dies dazu, dass der Suchtdruck entfällt.
Wenn PatientInnen die für sie richtige Dosishöhe erreicht haben und gut eingestellt sind, wird der Suchtdruck verhindert, eine euphorisierende Wirkung durch ein Substitut entfällt jedoch.
Die Vergabe erfolgt in der Regel täglich in der Praxis; in bestimmten Fällen kann eine Take-Home-Verordnung durchgeführt werden. Das bedeutet, dass ein Rezept über einen oder mehrere Tage ausgestellt wird. Hierfür gelten jedoch die Voraussetzungen des Substitutionsarztes.

Grundsätzlich werden in Deutschland in der Regel folgende Substitute verordnet:

Methadon & Polamidon

Bei Methadon und Polamidon handelt es sich neben Buprenorphin um die gängigsten Substitute. Methadon und Polamidon werden beide in flüssiger Form oral eingenommen und docken voll an den Opiatrezeptoren an. Sie haben beide eine Halbwertszeit (Wirkdauer) von ca. 24 Stunden, sodass es ausreicht, das Substitut einmal täglich zu vergeben. Methadon und Polamidon unterscheiden sich im Wesentlichen in der prozentualen Zusammensetzung des Wirkstoffs.
Ist beispielsweise eine Reise ins Ausland angedacht, wird oft Methaddict verordnet. Dabei handelt es sich um Methadon in Tablettenform.

Buprenorphin & Subuxone®

Bei Buprenorphin (Handelsname Subutex®) handelt es sich um ein Substitut in Tablettenform. Die Einnahme erfolgt sublingual; das bedeutet, dass die verabreichte Dosis unter der Zunge zergehen muss. Buprenorphin ist ein partieller Antagonist, er dockt also nicht so stark an den Opiatrezeptoren an. Dies hat zur Folge, dass die Substitution für manche Menschen, je nach Krankheitsverlauf, nicht ausreichend wirkt. Vorteil von Buprenorphin ist die lange Wirkdauer im Körper (Halbwertszeit), prinzipiell ist es möglich eine Vergabe nicht täglich, sondern beispielsweise alle zwei Tage durchzuführen.

Seit 2007 gibt es dieses Kombi-Präparat; eine Mischung aus Subutex® und Naloxon. Letzteres ist ein Wirkstoff, der einen Entzug herbeiführt, wenn das Substitut anders als verordnet (z.B. gespritzt oder nasal) eingenommen wird. Wird Subuxone® sublingual eingenommen, tritt die Wirkung von Naloxon nicht in Kraft. Ziel ist es, eine missbräuchliche Einnahme zu verhindern.

Diamorphin

Diamorphin
Seit 2009 ist die Substitution mit intravenös zu verabreichendem Diamorphin, also medizinisch absolut reinem Heroin zugelassen. Dieses Substitut unterliegt jedoch besonderen Voraussetzungen, sowohl für PatientInnen als auch für die durchführende Praxis und ist daher nicht so oft vertreten wie die Substitution mit beispielsweise Methadon, Polamidon oder Burpenorphin. Hierfür gelten aber besondere Voraussetzungen, sowohl seitens des Patienten als auch der Durchführung

Anlaufstellen

Wenn Sie sich für eine Substitutionsbehandlung im Raum München interessieren, nehmen Sie bitte Kontakt zur Clearingstelle der Stadt München auf. Dort erhalten Sie Auskunft welche Praxis gerade freie Plätze hat und erhalten die jeweiligen Kontaktdaten.